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ALTENKUNSTADT

Gernot Häublein schildert Schicksale unter der Nazi-Diktatur

Gernot Häublein schildert Schicksale unter der Nazi-Diktatur
Seinen dokumentarischen Roman „Die Gehorsamen“ stellte Gernot Häublein beim Kulturverein Altenkunstadt vor. Ein Exemplar überreichte er Bürgermeister Robert Hümmer als Vorsitzendem. Foto: Dieter Radziej

Die Schicksale von drei fränkische Familien in den Jahren von 1878 bis 1949 schildert Gernot Häublein in seinem dokumentarischen Roman „Die Gehorsamen.“ Anhand vieler authentischer Dokumente schildert er die Auswirkungen der Polik vom deutschen Kaiserreich über die Weimarer Republik bis zur Nazi-Diktatur und deren Untergang im Zweiten Weltkrieg. Aus seinem Werk las der aus Kulmbach stammende Autor in Altenkunstadt in der ehemaligen Synagoge.

Gernot Häublein war wenige Wochen, nachdem sein erster Roman im Vergangenheitsverlag erschienen ist, zu Gast beim beim Kulturverein Altenkunstadt. Den Titel „Die Gehorsamen“ habe er gewählt, weil unter der Nazi-Diktatur die Parole „Führer befiehl – wir folgen“ galt. Vor dem Hintergrund der realen deutschen Geschichte schildert er in seinem Roman die Schicksale von Familien im Kulmbacher Raum, insbesondere aus Mainleus und Veitlahm, die auch Kontakte nach Strössendorf hatten.

Die Folgen von Krieg und Rassenhass für die einfachen Leute

Kriege und Rassenhass treiben erst die Paare Dora Türk und Anton Roth, dann eine Generation später Alma Türk und Karl Fleischmann in tiefe Krisen, Entfremdung, Trennung. Für Anton, den „Halbjuden“, führen die Jahre der Nazi-Diktatur in den Freitod, für Karl, den 109. Nazi, in Depression, Lagerhaft und Berufsverbot. Die Frauen Dora, Linda und Alma sorgen für das Überleben und Weiterleben in Kriegen und Nöten; Partner-Verlust, Kindestod und materielles Elend sind Prüfungen, die sie für ihre Familien bestehen.

Häublein ging in seiner von einer Bildpräsentation begleiteten Lesung näher auf die Schicksale von Dora Türk und Anton Roth, Alma Türk und Karl Fleischmann ein. Er schilderte die Liebe von zwei jungen Menschen, die selbst die Trennung wegen des Militärdienstes im Königlich Bayerischen Infanterieregiment nicht beeinträchtigen konnte. Obwohl der Vater von Anton Roth vom jüdischen zum evangelischen Glauben konvertiert war, wurde auch sein Sohn wegen der jüdischen Abstammung benachteiligt. Während er beim Militär war, hatten die Angehörigen seiner Geliebten Mühe, die Familie über Wasser zu halten. Hinzu kamen die Kriegsangst und danach der Überfall Deutschlands auf Polen, der den Zweiten Weltkrieg auslöste. Anton Roth wurde dabei schwer verwundet. Häublein schildert nicht nur die dramatischen Kriegsjahre, sondern auch der Druck auf Anton Roths schwangere Freundin, weil sie ein Kind von einem „Halbjuden“ erwartete. Da er den von den Nazis geforderten „Ariernachweis“ nicht lückenlos erbringen konnte, flüchtete Anton Roth schließlich in den Freitod.

Eine eindringliche Warnung vor Rassismus, Diktatur und Krieg

Durch seine Schilderung des durch Diktatur und autoritäre Herrschaft verursachten Leids ist Gernot Häublein eine eindringliche Warnung vor der Gefahr von Rassismus, Gewalt-Politik, Diktatur und Krieg gelungen, die vor dem lokalen Bezug der Hauptpersonen um so bewegender wirkt.

Mit Werken von deutschen und jüdischen Komponisten umrahmte Roland Schöps die Lesung von Gernot Häublein am Flügel. Zum Abschluss erklang „Guten Abend, gute Nacht“ von von Brahms. Der Autor überreichte ein Exemplar seines Romans mit Widmung für den Kulturverein an Bürgermeister Robert Hümmer als Vorsitzenden. Hümmer dankte ihm dafür und freute sich über den guten Besuch der Lesung. Nach der Sanierung des Wasserschadens könne die ehemalige Synagoge wieder für kulturelle Ereignisse genutzt werden.

Aus dem Programm des Kulturvereins

Auf Einladung des Kulturvereins Altenkunstadt liest der Lichtenfelser Krimiautor Volker Backert am Samstag, 19. November, um 19.30 Uhr im Kulturraum der ehemaligen Synagoge aus seinem Werk. Unter dem Titel „Best of SOKO Franken“ ist Spannung garantiert.

Zu den Höhepunkten im kulturellen Geschehen zählt alljährlich in der Vorweihnachtszeit das Konzert mit den Künstlern des Landestheaters Coburg, das in den vergangenen beiden Jahren Corona-bedingt ausgefallen ist. Umso größer die Freude, dass es den Verantwortlichen gelungen ist, ein Ensemble des Landestheaters wieder zu verpflichten. In einer Matinee tritt es am Sonntag, 11. Dezember, um 11 Uhr im Kulturraum der ehemaligen Synagoge auf.

Die Jahreshauptversammlung des Kulturvereins Altenkunstadt findet am Donnerstag, 8. Dezember, um 16 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses statt.

Karten gibt's im Vorverkauf für alle Veranstaltungen im Sekretariat des Rathauses unter Tel. (09572) 38711 oder an der Abendkasse. Programmänderungen und Ergänzungen behält sich der Kulturverein vor.

Von Dieter Radziej

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