Die Sonne strahlte mit zahlreichen Gästen aus nah und fern um die Wette und zwei Tage lang stand Wunkendorf ganz im Zeichen der Feier zum 100. Geburtstag der Herz-Jesu Kapelle. Der kleine Juraort hatte sich herausgeputzt und es herrschte überall Vorfreude. Höhepunkt war der Dankgottesdienst, zu dem besondere Gäste, darunter der emeritierte Erzbischof Ludwig Schick, gekommen waren.

Mit den örtlichen Vereinen, der Feuerwehr, dem Gartenbauverein und den kirchlichen Gremien zogen die Wunkendorf in einer feierlichen Kirchenparade zu den Klängen der Blaskapelle Modschiedel vom Feuerwehrhaus durch den Ort zur kleinen Hez-Jesu-Kirche.
Erzbischof-Emeritus Ludwig Schick zelebrierte den Gottesdienst zusammen mit Stadtpfarrer Gerhard Möckel. Außerdem wohnten Zweiter Bürgermeister Matthias Müller und Architekt Georg Schilling, der die Renovierung der Kapelle geleitet hatte, der Feier bei. Zu Glockengeläute zogen die Gläubigen in die Kapelle ein und Organist Peter Herold spielte Edvard Griegs „Morgenstimmung.“ Das erste gemeinsam gesungene Lied „Dem Herzen Jesu singe“ war dem Patrozinium der Kapelle gewidmet. Die Vorsitzende des Kapellenbauvereins Wunkendorf Anita Rauch begrüßte die vielen Besucher, für die sogar vor dem Gotteshaus Bänke ausgestellt werden mussten, um allen Platz zu bieten.

Gemeinschaft schafft Frieden
Ludwig Schick bemerkte angesichts des guten Wetters schmunzelnd, das sein Draht nach oben offenbar immer noch gut funktioniere. Er ging auf Christi Himmelfahrt als Symbol für die Aussendung der Jünger Jesu in die Welt ein. Die Kapelle in Wunkendorf sei in einer Zeit gebaut worden, als der Erste Weltkrieg Europa verüstet hatte. „Auch heute wütet wieder ein Krieg, der schnellstens mit einer Versöhnung enden sollte“, appellierte der emeritierte Erzbischof. Diese Botschaft zur Versöhnung der Menschen hätten die Jünger in die Welt getragen. „Doch wer um Frieden bittet, muss diesen auch halten“, gab er zu bedenken. Es gehe um ein Füreinander da sein in der Familie und der Gesellschaft bis in die höchsten politischen Gremien. „Obwohl wir oft fremdbestimmt sind, sollten wir als Christen die Verbindung zum liebenden Herz Jesu suchen“, sagte Schick. Sich in diesem Sinne mitzuteilen, sei wichtiger als Fake-News zu verbreiten, die nicht weiterführend sind. Denn Gott bleibe bei den Menschen mit seinem liebenden Herzen.
Lesung und Fürbitten hatte Anita Rauch übernommen. Außerdem übergab sie dem hohen Gast am Ende des Gottesdienstes eine kleine Stärkung für seine Rückfahrt nach Bamberg. Im Anschluss bei der weltlichen Feier zeigte sich Ludwig Schick als leutseliger Geistlicher. Zusammen mit den vielen Gästen feierten die Wunkendorfer den besonderen Weihetag ihres Gotteshauses vor 100 Jahren.

Lange hatten die Einwohner des Juradorfs für dieses Gotteshaus kämpfen müssen, denn bereits 1840 wurden die ersten Pläne gemacht. 1914 wurden sie durch den Vorsitzenden des Kapellenbauvereins Johann Will konkretisiert. Da es aber im Umkreis viele Kirchen gab, war keine Unterstützung von höherer Stelle aus zu erwarten. 1921 wurde Geld gesammelt und Baumaterial zusammengetragen, denn durch den kurz zuvor beendeten Ersten Weltkrieg hatte sich die Möglichkeit aufgetan, eine „Kriegergedächtniskapelle“ im Gedenken an die vielen Toten zu errichten.

Erbaut als Kriegergedächtniskapelle
1923 fand die Einweihung statt. Als Patrozinium wurde das „Heiligste Herz Jesu“ gewählt. Die so entstandene Ortskirche war der Mittelpunkt des Dorflebens. Dazu trug auch bei, dass der Weg zum „Wäddshaus“ nur kurz war. Im Jahre 2012 wurde eine Renovierung des Gotteshauses erforderlich. Mit viel Eigenleistung vollbrachten die Wunkendorfer unter der Leitung von Architekt Georg Schilling großartiges. Mehr als 1000 Arbeitsstunden und 70.000 Euro Eigenanteil investierten sie, um das kleine Gotteshaus in seinen jetzt wieder schmucken Zustand zu bringen. Ein neuer Volksaltar wurde aus einem Jurakalk-Block gefertigt. Architekt Schilling ist es gelungen, ein lichtdurchflutetes Gotteshaus zu schaffen, in dem die Gläubigen in Andacht und Gebet zur Ruhe kommen und auf das die Wunkendorfer stolz sein dürfen. Dass eine solche Geschichte gefeiert werden muss, versteht sich von selbst.
Von Roland Dietz