Seit längerem plant die Stadt den Kauf und die Sanierung des Fachwerkhauses Marktplatz 4, des Geburtshauses des Mediziners Joseph Arneth. Nach längerer Diskussion hat der Stadtrat bei zwei Gegenstimmen beschlossen, das Gebäude zu kaufen. Bewegung kommt auch in die seit Jahren laufenden Planungen für den Hochwasserschutz.
Auf Antrag von Dr. Ulrike Dinglreiter (BV) wurde beschlossen, das Thema vorerst nur ohne die finanziellen Hintergründe des Kaufs öffentlich zu beraten. Weil es sich um ein längerfristiges Vorhaben handele, müsse es in die Finanzplanung der Stadt aufgenommen werden, erläuterte Bürgermeisterin Christine Frieß. Wegen der angespannten Finanzlage, gelte es zu berücksichtigen, dass neben den einmaligen Investitionskosten auch der dauerhafte Aufwand für den Unterhalt des Gebäudes die Stadtkasse belasten werde. Für den Kauf sprächen neben dem Erhalt des das Bild des Markplatzes prägenden Fachwerkhauses die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten, etwa für ein kleines Geschäft, einen Laden oder Räume für Events und Begegnungen.
Soll die Stadt Häuser sanieren?
Es sei nicht die Aufgabe der Stadt, Häuser im Umfeld des Marktplatzes zu erwerben und anschließend zu sanieren, gaben einige Stadträte zu bedenken. Gerade angesichts der zu erwartenden Fördermittel sollte die Stadt die einmalige Chance nutzen, arben Thomas Müller, Dr. Ulrike Dinglreiter (beide BV), Katrin Weißmann (CSU), Sebastian Callens, Thomas Barnickel (beide Grüne) und Dieter Schmiedel (SPD) für das Projekt. Es könne durchaus als „Pflichtaufgabe einer Kommune“ angesehen werden, durch entsprechende Grundstücksentscheidungen zum Erhalt der Attraktivität des Stadtbildes beizutragen. Dementsprechend wurde die Verwaltung, bei zwei Gegenstimmen beauftragt, den Kauf in die Wege zu leiten.
Seit Jahren laufen die Planungen zur Verbesserung des Hochwasserschutzes für die Kernstadt. Über den aktuelle Stand informierte Diplom-Ingenieur Stephan Endres von Ingenieurbüro Miller. Das Integrale Hochwasserschutz- und Rückhaltekonzept umfasst vor allem das Einzugsgebiet des Mühlbachs. Grundlage ist ein hydrologisches Gutachten des Wasserwirtschaftsamts von 2010 zu den Hochwasserabflüssen. Da seitdem etliche Zeit verstrichen ist, habe das Ingenieurbüros beim Wasserwirtschaftsamt nachgefragt, inwieweit diese Werte noch Gültigkeit haben. Dies sei erforderlich zur Fortführung der Umweltverträglichkeitsprüfung, der artenschutzrechtlichen Prüfungen, der landschaftspflegerischen Begleitplanung, für hydrogeologische Untersuchungen hinsichtlich der Wasserschutzzone und zur Klärung der Verfügbarkeit von benötigten Grundstücken. Zur Bestimmung der aktuellen Werte erstellte das Wasserwirtschaftsamt mehrere Niederschlags-Abfluss-Modelle und stimmte sie mit dem Landesamt für Umwelt ab.
Neue Werte, andere Bauten
Dabei stellte sich heraus, dass sich deutlich andere Werte bei den Hochwasserflüssen und Abflussfüllen ergeben könnten, was sich auf die Größe und die Konstruktion der Rückhaltebauwerke auswirken würde. Aufgrund der geringen Größe des Einzugsgebietes und fehlender aktueller Messwerte zum Hochwasserabfluss hatte das Wasserwirtschaftsamt empfohlen, für die Bemessung der Hochwasserückhaltebecken und den Nachweis des Abflussgeschehens eine hydrologisch-Hydraulische Modellierung durch ein Fachbüro erstellen zu lassen.
Da die Ergebnisse der Modellierung frühestens im Herbst vorliegen, waren sich die Stadträte angesichts der Dringlichkeit des Vorhabens einig, die Verwaltung zu ermächtigen, in Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro Miller und auf der Grundlage der vorliegenden Beschreibung der Hydrotec Ingenieurgesellschaft für Wasser und Umwelt mbH, Aachen, die entsprechen Schritte in die Wege zu leiten. Wenn der Kostenrahmen von rund 60.000 Euro nicht überschritten werde, solle der Auftrag an das wirtschaftlichste Büro vergeben werden. Zugleich wurde das Ingenieurbüro Miller mit den erforderlichen Zusatzarbeiten für das zu Gutachten beauftragt.
Aus dem Stadtrat
Wegen der Sanierungsarbeiten im Bereich des Plans, der Friedhofsbetreuung, der Öffnung des Freibades, der Mountainbike-Strecke im Bereich des Ebnether Waldes und der Energiesituation fragten die Stadträte nach. Geschäftsleiter Sven Dietel erklärte, dass das Thema Energie in einer der nächsten Stadtratsberatungen beraten werde. Thomas Müller (BV) erinnerte daran, dass vor 150 Jahren der Mediziner Joseph Arneth, ein bedeutender Sohn der Stadt Burgkunstadt und Universitätsprofessor, geboren wurde.
Bürgermeisterin Christine Frieß berichtete, dass das Landratsamt den Haushaltsplan und Finanzplan der Stadt genehmigt hat. Sie verlas umfangreiche Anmerkungen der Rechtsaufsichtsbehörde.
Im Bauausschuss wurden die Errichtung eines Wohnhausanbaues (Gründlein 7), einer landwirtschaftlichen Mehrzweckhalle (Oberer Berg 18) und der Tekturplan für Umbau und die Nutzungsänderung des ersten Obergeschosses einer Scheune zur Wohnung (Kurmainzer Straße 1) befürwortet. Ebenso die Bauvoranfrage für ein Einfamilienwohnhaus im Silberbach 23.
Ein ehrendes Gedenken galt dem verstorbenen Stadtrat, ehemaligen Dritten Bürgermeister und Träger der goldenen Bürgermedaille, Günther Heußner. Als engagierter Mitbürger habe er sich um die Allgemeinheit verdient gemacht, betonte Frieß.
Von Dieter Radziej