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WEISMAIN

Die Kläranlage wird für Weismain gebraucht

Die Kläranlage wird für Weismain gebraucht
Grundsätzlich könnte die Kläranlage Weismain auch das Abwasser von Stadelhofen reinigen. Wenn nicht noch größere Gewerbegebiete dazukommen. Das sorgte im Stadtrat für Diskussionen. Foto: Roland Dietz

Für Diskussionen in der Stadtratssitzung am Dienstagabend sorgte eine Anfrage der Gemeinde Stadelhofen wegen des Anschlusses an die Weismainer Kläranlage. Der Antrag wurde mit mit 8:5 Stimmen abgelehnt. Nur Rudi Dück, Johannes Ruß, Jochen Schäfer (alle CSU) Tobias Pregler (SPD) und Norbert Rehe (GUB/FW) stimmten dafür.

Bereits im Dezember hatten der Leiter der Kläranlage, Manfred Kohles, sowie Ingenieur Erich Hahn sich dagegen ausgesprochen, weil die Angaben über die aus Stadelhofen zu erwartenden Abwassermengen zu ungenau waren. Jetzt erneuerte Stadelhofen den Wunsch und lieferte ergänzende Daten. Eingeleitet werden solle das Abwasser von bis zu 500 Einwohnern aus einer Kanalisation im Trennsystem.

„Somit gleichen die Auswirkungen eines Anschlusses von Stadelhofen einem Blick in die Glaskugel.“
Manfred Kohles, Leiter der Kläranlage

Das häusliche Abwasser von 500 Einwohnern könnte die Weismainer Kläranlage problemlos mitreinigen, erläuterte deren Leiter der Manfred Kohles dazu. Allerdings sollte man berücksichtigen, dass Stadelhofen und Weismain ein Industrie- beziehungsweise Gewerbegebiet haben und man nicht abschätzen könne, ob sich ein Betrieb, der viel Abwasser erzeugt, ansiedeln werde. „Dann wären die Kapazitäten der Weismainer Kläranlage bald erschöpft“, warnte Kohles. Außerdem müsse die Kläranlage den Phosphateintrag bis 2027 auf ein Milligramm pro Liter Abwasser senken. Die dafür erforderliche höhere Zugabe von Eisen(III)-chlorid erhöhe die Kosten deutlich. Die Kläranlage habe eine Genehmigung für die Behandlung des Abwassers von bis zu 20.000 Einwohnern. Derzeit entspreche die durchschnittliche Auslastung bei 12.500 Einwohnern (63 Prozent). Jede Erhöhung der Abwassermenge steigere die Kosten für Reinigung und Beseitigung des Klärschlamms. „Somit gleichen die Auswirkungen eines Anschlusses von Stadelhofen einem Blick in die Glaskugel“, so Kohles.

Einerseits zusätzliche Einnahmen, andererseits Bedarf für Gewerbe

Bereits mit dem Anschluss der Nachbargemeinde Feulersdorf, welche aus technischen Gründen im Mischsystem erfolgen musste, sei die Weismainer Kläranlage stärker ausgelastet, erläuterte Stadtbaumeister Michael Schmittlein in einer Stellungnahme. Angesichts möglicher Vorhaben wie dem Baugebiet Burgleite sowie der Ansiedlung von Gewerbe in den Feldteilen und in Buckendorf sollten der verbliebene Puffer nicht aus der Hand gegeben werden, riet er. Zumal nicht absehbar sei, wieviel Fremdwasser noch dazu komme. Im Stadtgebiet liege er bei 46 Prozent.

„Bei 500 Einwohnern wäre ein Anschluss möglich, aber was passiert, wenn sich größere Industriebetriebe in Stadelhofen ansiedeln“, gab Zweiter Bürgermeister Matthias Müller (GUB) zu bedenken. Er könne sich nicht vorstellen, dass Stadelhofen dann eine Kläranlage bauen würde. Wenn vertraglich festgelegt würde, was dann zu tun ist, wäre ein Anschluss denkbar, meinte Michael Dreiseitel (SPD). Janine Brunecker (GUB) meinte, eine Beteiligung einer anderen Kommune sei nur in einem Zweckverband möglich. Bei einer Einleitung Stadelhofens oder Beteiligung würde auch wieder Geld in das Stadtsäckel fließen, betonte Rudi Dück (CSU). Nach dem Zustand des Kanals von Stadelhofen nach Weismain fragte Ursula Gommelt (Grüne). Bürgermeister Michael Zapf sagte, dass eine Bestandsaufnahme erforderlich sei.

Für Gesprächsstoff sorgte auch die Teilnahme an der Gründung eines Gemeindewerkes der Kommunen im Landkreis Lichtenfels. „Es wird immer wichtiger dass bei der Energieversorgung alles, was möglich ist, für die Umwelt getan wird“, erklärte Bürgermeister Michael Zapf. Die Energiewende, Stromverkauf, Erzeugung regenerativer Energien, Umwelt- und Klimaschutz, die dazu nötige Digitalisierung und die regionale Wertschöpfung nähmen dabei eine Schlüsselrolle ein. Um diese Themenfelder zu bündeln, wurde vom Landkreis vorgeschlagen, ein „Kommunalunternehmen Regionalwerk Obermain“ zu gründen. Wenn diese Ziele in einem größeren Verbund angestrebt und erneuerbare Energie künftig vor Ort erzeugt würde, könnten die Bürger und heimische Unternehmen davon profitieren.

Virtueller Marktplatz für überschüssigen Strom denkbar

Grundsätzlich waren alle Räte für eine Beteiligung. Während Gabi Huber (GUB) die Finanzierungsbeteiligung von 11.900 Euro störte, meinte Matthias Müller, dass der Beitrag sinken könnte, wenn alle Kommunen sich beteiligten. Bürgermeister Zapf erklärte, dass in Weismain etwa bei der Installation von Photovoltaikanlagen auf denkmalgeschützten Gebäuden durchaus Bedarf an einem Regionalwerk bestehe. Denkbar wäre ein „virtuelles Regionalwerk Obermain“, das seine Leistungen den Bürgern digital anbieten würde, etwa beim Aufbau eines virtuellen Marktplatzes für Produkte und Dienstleistungen, wie der Handel mit überschüssigen Strommengen. Der Stadtrat sprach sich einstimmig für eine Beteiligung an der Gründung eines Gemeindewerkes aus.

Aus dem Stadtrat

Einstimmig beschlossen wurde, ein Innerstädtisches Entwicklungskonzept (ISEK) mit vorbereitenden Untersuchungen einzuleiten. Schon 1988 und 2017 seien mögliche Planungen erörtert worden, erläuterte der Bürgermeister. Diese Vorarbeiten könnten als Grundlage dienen, sagte er auf Frage von Johannes Ruß. Untersucht werden sollen jetzt zusätzlich die städtebaulichen Missstände und Defizite.

Die Jahresrechnungen der Stadt für das Haushaltsjahr 2021 sowie die Jahresrechnung der Wohltätigkeitsstiftung Weismain für 2021 wurden gebilligt, nachdem der Rechnungsprüfungsausschuss nichts zu beanstanden hatte.

Bürgermeister Michael Zapf gab bekannt, dass die Bauarbeiten in der Niestener Straße wieder aufgenommen wurden und bis Juni abgeschlossen werden sollen, damit der Landkreis die Kreisstraße erneuern kann.

Eine interne Besprechung wird es zum Thema Nahwärmenetz geben. Hier wir wohl „Klinkenputzen“ nötig sein, denn bis jetzt haben sich dafür erst 18 Haushalte gemeldet.

In Geutenreuth wird es demnächst eine Kanalbefahrung geben, um den Zustand der Leitungen zu prüfen.

Eine gute Entwicklung hatte der Bürgermeister beim Bau von Mobilfunkmasten zu vermelden. „Es dürfte in nächster Zeit bald losgehen“, meinte er.

Von Roland Dietz

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