Es war schon mehr als schade, dass sich zum Orgelkonzert des „Freundes und Förderkreises der Ebnether Barockorgel“ nur eine geringe Anzahl von Besucher in der Schlosskapelle eingefunden hatte. Am Künstler Bastian Uhlig war es sicherlich nicht gelegen.
Sein Auftritt sei eine Hommage an die Hofmannsche Barockorgel aus dem Jahre 1794, sagte Uhlig einleitend. Der junge Künstler präsentierte den Gästen tolle Orgelmusiken in der heimeligen Atmosphäre: Die milchige Herbstsonne durchflutete den kleinen Gottesdienstraum, herbstlich bunte Farben waren durch die Fenster zu sehen – es war ein Ambiente des Wohlfühlens.
Mit 23 Jahren bereits ein Hochkaräter
Bastian Uhlig ist ein Hochkaräter. Wer kann sich schon im Alter von erst 23 Jahren bereits als preisgekrönter Organist bezeichnen? Uhlig studierte Cembalo, Orgel, Generalbass und Fortepiano bei Professor Bernhard Klapprott an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ in Weimar.
Das Studium schloss er 2022 mit Bestnote ab. Der 23-Jährige konzertierte international als Solist, Continuospieler und Ensembleleiter, beispielsweise bei den „Thüringer Bachwochen“, bei den „Musical Pilgrims“ (Santiago de Compostela, Spanien), dem „Festival Internacional de Organo“ (Chihuahua, Mexiko), den „Friedrich-Stellwagen-Orgeltagen“ in Stralsund und dem Old City Festival“ (Jerusalem, Israel). Bereits im Februar 2019 erhielt Uhlig ein Stipendium für den Besuch der Akademie der internationalen Händelfestspiele in Karlsruhe.
Überdurchschnittlich in der Machart und im Klang
Diese Biografie ließe sich mit zahlreichen erworbenen Auszeichnungen weiterführen. Besonderes Interesse gilt seiner intensiven praktischen Beschäftigung mit originalen Tasteninstrumenten des 16. bis 19. Jahrhunderts. In diese Zeit fallen auch die Orgeln, die die Instrumentenbauerfamilie Hofmann erschaffen hat. Diese Orgeln, die in Nordbayern und Südthüringen stehen, sind etwas Besonderes. Sie sind nicht nur als Instrumente unverwechselbar, sondern sind, bedingt durch ihre Standorte, auch überdurchschnittlich in der Machart und im Klang.
Für ihn sei es eine Ehre, ein Konzert auf der Ebnether Orgel spielen zu dürfen, sagte der Künstler. In seinem momentanen Wirken sei er mit spanischer Orgelmusik verbunden. Dies schlug sich in seiner Zzusammenstellung des Programms nieder. So waren gleich zu Beginn spanische Klangfarben der drei Verse in C-Moll von Emanuel Narvajas (zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts) zu hören. Dabei offenbarte sich auch sofort die Virtuosität des Künstlers, die letztlich bei allen Stücken spürbar werden sollte.

Erst festlich erhaben, dann getragen und melancholisch
Die Klangfarben der Orgel nutzend, präsentierte Uhlig festliche Erhabenheit beim Preludio con Registo und beim Tema Organico de vuen gusto von Jose Lidon (1748-1827) und damit ebenfalls eines spanischen Komponisten. Sehr getragen war dann das Adagio Doloroso von Christian Friedrich Rübe (1753-1826). In seiner melancholischen verspielten Art hatte es auf die Zuhörer eine beruhigende Wirkung.
Anders war dies beim Rondo Allegretto vom selben Komponisten. Von tänzerischer Leichtigkeit geprägt, spürte der Zuhörer die Spielfreude des jungen filigranen Organisten bis hin zu einem tollen Finale. „Eine Toccata soll das Herz berühren“, sagte Bastian Uhlig zu seinem nächstes Stück. Bei der Toccata in e-Moll von Johann Pachelbel (1653-1706) hieß es für das Publikum Zurücklehnen und Genießen. Der Künstler brachte es mit sehr viel musikalischem Gefühl zum Ausdruck.
„Ach was soll ich armer Sünder machen“
Klangvoller waren da schon die sieben Varianten es Chorals von Pachelbel „Ach was soll ich armer Sünder machen“, ehe es zur spanischen Orgelmusik zurückging. Hier hatte Bastian Uhlig das Madrigal Triste Espana vom Renaissancekomponisten Juan de Encina (1468-1529) für Orgel selbst ausgearbeitet was in hohem Maße sein musikalisches Können unter Beweis stellte.
Höhepunkt des 70-minütigen Konzerts war die Fuge in D-Moll wieder von Jose Lidon. Mit dem nötigen Ausdruck und Eleganz spanischer Musik, war sie mit wunderbaren Verzierungen in den Tonfolgen ein musikalischer Genuss. Instrument, Werk und Interpret schienen zu einer Einheit zu verschmelzen. Als kleines Bonbon bezeichnete der junge Meisterorganist ein Präludium und Fuge in D-dur eines unbekannten böhmischen Komponisten aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Hier rief er noch einmal alle Möglichkeiten des Orgelspiels auf der Ebnether Orgel ab. Außer großem Applaus gab es dem nichts mehr hinzu zu fügen.
Von Roland Dietz