Das Maintal bei Altenkunstadt ist nicht gerade für eine steife Briese oder Windhöffigkeit, wie man bei Windkraftanlagen sagt, bekannt. Im Unterschied zu den Nachbarkommunen Burgkunstadt und Weismain stand das Thema für den Gemeinderat Altenkunstadt daher bislang nicht ganz oben auf der Agenda. Der Freistaat, der sich in den vergangenen Jahren beim Ausbau der Windenergie eher zögerlich verhielt, hat nun das Tempo angezogen. „Bayern soll bis 2032 einen Anteil von 1,8 Prozent an der Landesfläche für Windräder ausweisen. Momentan sind es 0,7 Prozent“, sagte Bürgermeister Robert Hümmer (CSU). Die Gemeinderäte sahen bei ihrer Sitzung am Dienstagabend Handlungsbedarf. Mit großer Mehrheit verständigten sie sich auf zwei Flächen, auf denen Windkraftanlagen errichtet werden können.
Abstand von 1,11 Kilometer zu Baiersdorf und 1,24 zu Geutenreuth
Das eine Areal ist bereits seit einigen Jahren als Vorranggebiet für einen Windpark festgelegt. Es liegt nach Auskunft von Geschäftsstellenleiter Alexander Pfaff westlich von Burkheim im Grenzbereich von Altenkunstadt, Lichtenfels und Hochstadt.
Der Weismainer Bürgermeister Michael Zapf hatte seinem Altenkunstadter Kollegen den Staatsforst zwischen Geutenreuth und Baiersdorf als weiteren Standort empfohlen. „Er ist 1,11 Kilometer von Baiersdorf entfernt und 1,24 Kilometer von Geutenreuth“, hob Hümmer hervor.
Auf Altenkunstadter Gebiet könnte ein Windrad, auf Weismainer Seite ein weiteres errichtet werden. „Mit einem Windrad lassen sich 67.000 Megawattstunden erzeugen. Damit wäre Altenkunstadt energieautark“, erklärte der Bürgermeister. Joseph Jachmann von den Bündnisgrünen, der den Standort begrüßte, zweifelte allerdings an, dass es bei zwei Windrädern bleiben wird. Ein Duo würde sich für einen Betreiber nicht rechnen, meinte er.
Hümmer hatte den Ratsmitgliedern zudem das Dilemma vor Augen geführt, vor dem die Gemeinde stehe. Wenn das 1,8-Prozent-Ziel bis 2032 nicht erreicht werde, dann könne überall ohne vorherige Beteiligung oder Zustimmung der Kommunen gebaut werden. „Es müssen Gebiete ausgewiesen werden, andernfalls kommt es zu Wildwuchs“, meinte Jachmann.
Energienutzungsplan mit Sonne, Wasser und Biomasse?
Nach Ansicht von Gemeinderat Frank Novotny (SPD) sollte vor der Verabschiedung der zwei Standorte, zusammen mit anderen Kommunen im Landkreis Lichtenfels ein Energienutzungsplan erstellt werden, der auch andere Energiequellen wie Sonne, Wasser oder Biomasse mit berücksichtige.
Die Mehrheit der Gemeinderäte sah dies allerdings anders und entschied sich, den Beschluss nicht mehr auf die lange Bank zu schieben. Sie stimmten schließlich für die zwei vorgeschlagenen Standorte.
Von Stephan Stöckel